Explosion in Raffinerie Katastrophenalarm im Landkreis Pfaffenhofen

01. September 2018: Gegen 05:15 Uhr kam es im Anlagenteil der Bayernoil-Raffinerie-Vohburg zu einer erheblichen Explosion mit anschließendem Großfeuer.
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Während die Werkfeuerwehr Bayernoil sofort mit der Brandbekämpfung begann, alarmierte die ILS Ingolstadt die hierfür vorgesehenen externen Einheiten sämtlicher Fachdienste. Da die Explosion im Umkreis von mehr als 25 km deutlich zu spüren und auch das Schadfeuer weithin sichtbar war, veranlasste der zuständige Kreisbrandinspektor, Fabian Beckenbauer, sofort die Auslösung des für dieses Objekt hinterlegten externen Notfallplanes. Dieser beinhaltet neben der Verständigung weiterer Feuerwehren und Sondergeräte auch gezielte Straßensperren.  Ferner wurde auch Vollalarm für die Kreisbrandinspektion Pfaffenhofen ausgelöst. Der Leiter der Werkfeuerwehr Bayernoil, Armin Kappen, traf umgehend im Werk ein und koordinierte vor Ort die Erstmaßnahmen, parallel dazu aktivierte man seitens Bayernoil die sogenannte „B16-Schiene“. Dies ist ein Verbund der regionalen Werkfeuerwehren (WF Bayernoil Vohburg, WF Bayernoil Neustadt, WF Airbus Manching sowie die WF des Industrieparks Münchsmünster), um sich bei Schadens- und Störfällen mit Mannschaft und Gerät gegenseitig zu unterstützen. Wie wichtig und unerlässlich die „B16-Schiene“ ist, sollte sich im weiteren Verlauf des Einsatzes noch hinreichend zeigen.

Während KBI Beckenbauer und KBM Schmidl direkt zur Raffinerie fuhren um dort die Lage zu erkunden, wurden alle weiteren nachrückenden Einheiten der freiwilligen Feuerwehren und Rettungsdienste zum „Stiftl-Parkplatz“ nach Rockolding beordert. Von hier aus strukturierten die eintreffenden Mitglieder der Kreisbrandinspektion gemeinsam mit der UG-ÖEL den Bereitstellungsplatz. KBI Beckenbauer übernahm die Feuerwehreinsatzleitung, und koordinierte gemeinsam mit dem Werkseinsatzleiter Armin Kappen die umfangreichen und äusserst schwierigen Tätigkeiten vor Ort. Zur Brandbekämpfung direkt im Werk wurden primär nur die entsprechend ausgestatteten Werkfeuerwehren Bayernoil, Airbus und Industriepark Münchsmünster eingesetzt- die hierfür abgerufenen Freiwilligen Feuerwehren unterstützten mit dem Aufbau von Schlauchleitungen und der Absuche der teilzerstörten Gebäudlichkeiten nach eventuell vermissten Personen.   Nach Übermittlung der ersten Lage an KBI Nitschke, wurde der  „Ansprechpartner FüGK“ verständigt, der das Vorliegen eines „Koordinierungsbedürftigen Ereignisses nach Art. 15 des BayKSG“ von Amts wegen sofort bestätigte.  Als „Örtlicher Einsatzleiter“ wurde KBI Christian Nitschke eingesetzt. Im Landratsamt Pfaffenhofen trat die FüGK zusammen und nahm ihre Arbeit auf, die in den Katastrophenschutzablaufkonzepten klar vordefiniert ist.

Bereits gegen 05:50 Uhr trat die „Örtliche Einsatzleitung“ im Gastraum der Gaststätte „Zum Haberfelder“ zusammen, und strukturierte sich nach dem Stabsrahmenkonzept der Kreisbrandinspektion mit den S-Funktionen nach DV 100 sowie Fachberatern der Bayernoil,  vom Sanitätsdienst und des THW´s. Ferner war auch gleich anfangs der Polizeipräsident Gietl, sowie der Dienststellenleiter der Geisenfelder Polizei, Herr Klement Kreitmeir  anwesend, und wirkten im Stab als Polizeieinsatzleitung mit.

Nachdem die Situation vor Ort aufgrund des Zerstörungsbildes nur schrittweise erkundet werden konnte, setzte man sofort die Drohne des THW´s Pfaffenhofen zur weiteren Lageerkundung über Luft ein. Wechselweise war auch ein Polizeihubschrauber für „bemannte Luftaufklärung“ eingesetzt.

Vor Ort konzentrierte man sich neben den massiven Lösch- und Abschirmungsarbeiten durch die Spezialkräfte der Werkfeuerwehren auch weiter auf die Absuche der teilzerstörten Gebäude in dem rund 127 ha großen Bayernoil-Areal.

In der ÖEL liefen zwischenzeitlich eine Vielzahl von Meldungen auf, die zu der umgehenden Entscheidung führten, Teile der Stadt Vohburg, sowie die Ortsteile Irsching und Knodorf evakuieren zu lassen. Der im Stab eingetroffene stellvertretende Landrat, Anton Westner, rief aufgrund der noch unklaren Gefährdungspunkte um 07:45 Uhr den Katastrophenfall aus.

Während die FüGK von der UG-ÖEL mit den Luftbildern von Polizei und THW und den aktuellen Lagemeldungen versorgt wurde, entsandte auch die ILS Ingolstadt einen Fachberater in die „Örtliche Einsatzleitung“ nach Rockolding.

Des Weiteren forderte die „Örtliche Einsatzleitung“ auch Vertreter der Kreisbrandinspektionen Neuburg-Schrobenhausen sowie Eichstätt an, da im Rahmen der Gebietssicherung für den eigenen Landkreis auch Kräfte aus diesen Landkreisen gezielt herangezogen wurden. Vor Ort erschienen vom Landkreis Neuburg-Schrobenhausen der Kreisbrandrat Kreitmeier, sowie Kreisbrandinspektor Waltl vom Landkreis Eichstätt.

Im Hinblick auf eventuell später nötigen Zugriff auf Personalressourcen der umliegenden Führungsdienste, wurden KBR Kreitmaier und KBI Waltl ebenso in alle Lagebesprechungen mit einbezogen. Im weiteren Verlauf wurde auch die Drohne der „UG-Süd“ des Landkreises  Neuburg-Schrobenhausen auf Bereitschaft zum Stiftl-Parkplatz alarmiert.

Um die Evakuierung von ca. 2200 Personen gemeinsam mit Sanitätsdienst und Polizei auch infrastrukturell zu steuern, sowie auch um genügend Fahrzeuge zur „Warnung der Bevölkerung“ einsetzen zu können, alarmierte der Leiter des Stabes, KBI Benedikt Stuber, gezielt entsprechende Mehrzweckfahrzeuge aus der gesamten Region nach.

In sämtlichen Gemeinden westlich Vohburgs bis Reichertshofen / Baar-Ebenhausen, wurde die Bevölkerung mittels Auslösung des „Radioeinschaltsignals“ über herkömmliche Sirenen, über die Smartphone Warn-App „NINA“, sowie über Rundfunk- und Fahrzeugdurchsagen angewiesen, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Im weiteren Verlauf der Einsatzplanung erfolgten auch Anfragen an die Regierungen Oberbayern, Niederbayern und Mittelfranken hinsichtlich Aufstellung der „Notstandseinheiten Feuerwehr“ mit dem Schwerpunkt „Wasserabgabe“.

Nachdem seitens der Feuerwehr- und Werkseinsatzleitung von Bayernoil gesicherte Informationen vorlagen, das die massiven und personalhochintensiven Lösch- und Abschirmungsmaßnahmen deutliche Erfolge zeigen und mit keiner Gefährdung der raffineriekritischen Infrastruktur zu rechnen ist, konnte man teils angestoßene Alarmierungen wieder absagen, und der Evakuierungsrahmen von bisher 2200 Einwohnern musste auch nicht mehr ausgeweitet werden.

Gegen 10 Uhr traf der bayerische Innenminister Joachim Herrmann im Stab ein und wurde in die Lage eingewiesen. Gemeinsam mit Vertretern der Presse erfolgte im Anschluss an ein Medienstatement auch eine Begehung des Schadensgebietes unter Leitung des Kreisbrandrates Armin Wiesbeck.

Bei der Stabsbesprechung um 11:15 Uhr konnte aufgrund der aktuellen Lageergebnisse, sowie komplett negativer Messergebnisse der Umluft-Schadstoffmessungen  gemeinsam festgelegt werden, das die in Turnhallen untergebrachten evakuierten Personen wieder in ihre Häuser zurückkehren dürfen und auch die übrigen Bevölkerungswarnungen um 12 Uhr wieder aufgehoben werden können.  Der bayerische Umweltminister, Dr. Marcel Huber, stieß zu dieser Zeit persönlich zur Lagebesprechung dazu, und veranlasste über sein Ministerium entsprechende Maßnahmen.

Vor Ort liefen die gezielten Löschmaßnahmen und erste Gebäudesicherungen planmäßig weiter. Die Wasserentnahme wurde u.a. mit drei Hytrans-Fire-Systemen (WF Bayernoil Neustadt, WF Industriepark Münchsmünster und HFS des Landkreises PAF, stationiert bei der WF Airbus Manching) von der Donau her sichergestellt.

Da sich die Lage weiterhin entspannte, konnte der Katastrophenfall durch den Landrat um 16 Uhr aufgehoben werden. Der Einsatz wurde als „Koordinierungsbedürftiges Ereignis nach Art. 15 BayKSG“ noch bis 18 Uhr fortgeführt, und dann als regulärer Feuerwehreinsatz an die Werkfeuerwehr Bayernoil zurückübergeben.

Zu Spitzenzeiten befanden sich ca. 600 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und Polizei im Einsatz. Die Verletztenbilanz lag bei Abschluss der Stabsarbeit bei 10 leicht- bis mittelschwer Verletzten, sowie einer schwer verletzten Person.

In der Örtlichen Einsatzleitung waren neben Vertretern der Bayernoil und sämtlicher Blaulichtorganisationen auch das Landratsamt Pfaffenhofen mit Landrat, Pressevertreter und Umweltamt, das Umweltministerium, sowie auch mehrere Bürgermeister der umliegenden Gemeinden vor Ort.

Die Kreisbrandinspektion Pfaffenhofen bedankt sich an dieser Stelle sehr herzlich bei allen eingesetzten Kräften der Werkfeuerwehren, allen Freiwilligen Feuerwehren, Rettungsdiensten, Polizeikräften und Behördenvertretern für einen außergewöhnlichen, reibungslosen und sehr gut verlaufenen Großeinsatz. Trotz der Dramatik dieses 01. Septembers ist es sehr schön zu wissen, dass die vielen Übungen und Planungen aller Rettungsdienste ihren Niederschlag fanden. 

Alarmierte Feuerwehren

Airbus Manching, Audi Ingolstadt, Audi Münchsmünster, Baar, Bayernoil Neustadt, Bayernoil Vohburg, Bergheim, Dünzing, Ebenhausen, Engelbrechtsmünster, Ernsgarden, Fibres Kelheim, Gaden, Geisenfeld, Großmehring, GSB Ebenhausen, Gunvor Kösching, Ilmendorf, Industriepark Münchsmünster, Ingolstadt, Irsching, Karlshuld, Karlskron, Kösching, Manching, Menning, Münchsmünster, Neuburg, Niederstimm, Oberdolling, Oberhartheim, Oberhausen, Pfaffenhofen an der Ilm, Pförring, Reichertshausen, Reichertshofen, Rockolding, Rohrbach, Scheyern, Schrobenhausen, Schweitenkirchen, Unsernherrn, Vohburg, Wackerstein, Weichering, Westenhausen

Alarmierte Einsatzmittel

29 Führungskräfte
56 Führungs- Mannschaftsfahrzeuge
12 Tanklöschfahrzeuge
4 Hubrettungsfahrzeuge
5 Wechselladerfahrzeuge
35 Löschgruppenfahrzeuge
20 Schlauch- / Gerätewägen
2 Rüst- / Gerätewägen
6 Abrollbehälter / Anhänger
1 Wasserrettung
57 Rettungsfahrzeuge
6 Rettungshubschrauber
45 Fahrzeuge vom THW

zusätzlich

ILS-Ingolstadt Vollalarm,
Notarzt-Vollalarm Region IN
Btf Uniper Irsching
FüGK Landratsamt PAF

Insgesamt 279 Einsatzmittel (mit Funkrufnamen/Funktion)